20
Okt
2004

Hallo? darf ich mich vorstellen? mein Name ist Pitti Bullstaff

Hallo? Darf ich mich vorstellen?
Mein Name ist Pitti Bullstaff,
ich bin ein amtlich verfügter Kampfhund.

Ich weiß zwar nicht was das ist, aber ich soll "sowas" sein. Kämpfen, ein komisches Wort. Herrchen kämpft um eine Gehaltserhöhung, Frauchen mit ihrem Gewicht, Jürgen, unser Großer, 16 mit seinen Mathehausaufgaben und Helga, 13, um die Erlaubnis Samstag abend bis 10.oo Uhr wegbleiben zu dürfen.
Sagt mir, was bedeutet das Wort denn nun ??
Womit kämpfe ich, der Familienhund ?
Ah, ich weiß, mit meinem Quietschigel. Und um die Aufmerksamkeit von Herrchen, wenn der mal wieder meine vierbeinige Freundin Kara knuddelt.
Aber mal von Anfang an: Warum schreibe ich Euch hier ?
Ganz einfach, weil ich jemanden suche, der mir das alles erklärt. Ich erblickte das Licht der Welt vor 3 Jahren im Tierheim. Meine Mama war dahin “abgeschoben” worden, sie war ihren Leuten lästig. Die Tierheimleute haben sich echt viel Mühe gemacht. Gut sozialisiert müssen die Welpen sein, haben sie gesagt.
Dann, als ich acht Wochen war, da kamen meine Leute ins Tierheim. Sie wollten einen netten Spielgefährten für ihre Labradorhündin, 2 Jahre. So einen Welpen würde sie wohl am ehesten akzeptieren meinten sie und nahmen mich mit. Ein Klasseleben, den ganzen Tag was los. Die Kinder haben immer toll mit uns gespielt, ihre Freunde kamen oft hauptsächlich wegen uns beiden, glaube ich jedenfalls. Herrchen ist der Boß, der ist auch mit mir zur Hundeschule gegangen. Ich war ein sehr fleißiger und gelehriger Schüler. Klassenbester, jawohl !! Und jeden Tag raus in die Wiesen, toben, im Bach baden, die anderen Hundekumpels treffen, Kara ordentlich aufmischen. Super sage ich Euch. Na, ja, wenn wir dann mit Jürgen + Helga manchmal wiedergekommen sind, dann hat Frauchen nur geseufzt und einen Eimer Wasser geholt. Der ganze schöne Dreck, einfach abgewaschen, schade.
Ein echtes “Hundeleben”, so wie wir Vierbeiner uns das wünschen und brauchen.
Dann, ja dann, eines Tages: Da saßen Jürgen + Helga im Wohnzimmer und haben geheult.
Ich meine, Helga okay, aber Jürgen, der coole Teenager, also ne ! Helga hat sich dann um meinen Hals geschmissen und noch viel mehr geheult. Ich habe ihr tröstend das Gesicht geleckt und Frauchen hat nicht gemeckert. Ein sehr merkwürdiger Tag.
Zur Gassizeit da hat Jürgen Karas Leine genommen und ist wie sieben Tage Regenwetter mit ihr rausgeschlichen. Ich wurde gar nicht gefragt ob ich mitwill. Empörend !! Herrchen ist dann ist dann mit so einem komischen Ding gekommen, das hat er mir um die Schnauze gemacht. Das war total unangenehm und ich habe immer den Kopf am Boden rumgerubbelt und Herrchen verlangend angeschaut, daß er das wieder wegmacht. Er hat dann meine Leine genommen und wir sind rausgegangen. Herrchen hatte vielleicht eine Stimmung. Wir haben dann die Meiers von nebenan gesehen, mit Arco ihrem Pudel. Wir kennen uns solange ich denken kann. Ich wollte gerade Arco begrüßen, da hat Herr Meier ihn weggezogen und Herrchen angemeckert: Nehmen Sie ihren Kampfhund da weg, klar ! Da war es das erste Mal das Wort: Kampfhund! Was wollten die Meiers denn bloß ?
Draußen sind wir Richtung Wiese gegangen. Alle Kumpels waren schon da, auch Jürgen mit Kara. Klasse, da habe ich sogar das doofe Ding an der Schnauze vergessen. Toben, rennen und ab in den Bach. Ja ! Aber Herrchen ist einfach weitergegangen. Ich habe mich ordentlich gesträubt, aber er war nicht rumzukriegen. Komisch ! Am nächsten Tag war Teenagertreff bei uns, wie jede Woche an diesem Tag. Michaela, Sandra und Heike haben geschellt und gefragt ob Helga mit zu Sandra kommt. Die wußte gar nicht was los war. Sandra hat das dann erklärt: Unsere Mütter lassen uns nicht mehr zu Euch, wegen Eurem Kampfhund.
Da, da war es wieder das Wort: Kampfhund ! An diesem Tag ist Frauchen mit mir rausgegangen. Merkwürdig, sie geht sonst nie an dem Tag mit mir. Wieder das Schnauzending, igitt, wieder nicht zu den Kumpels.
Also, so langsam reicht das aber.
Ich muß mich bewegen, will rennen, toben, wie die letzten Jahre schließlich jeden Tag.

Meine Hundekumpels hatten Riesenspaß, ich konnte ihr Bellen von der Wiese hören. He, Frauchen, ich auch ! Aber wir sind einfach wieder Richtung zu Hause gegangen. Ich versteh gar nichts mehr !!
Da kamen ein paar Jugendliche. Sie riefen Frauchen zu: Hey, alte Schlampe, was machst Du mit dem blöden Kampfhund! Da, wieder das Wort: Kampfhund! Frauchen hätte bald geheult und wir sind halb im Dauerlauf nach Hause. So ging das dann jeden Tag. Kein Spaß beim Bällchenwerfen mit Jürgen, kein Toben mit Kara, nicht um die Wette laufen mit den Kumpels auf der Wiese.
Ich bin ein Kampfhund !! Die Kinder dürfen nicht mehr mit mir raus. Sie sind noch nicht 18. Frauchen oder Herrchen alleine dürfen nicht mit mir und Kara raus. Ich bin ein gefährlicher Hund, die darf ein Erwachsener alleine nur solo führen. Nix mit dem geliebten Hundekumpel zusammen, da müssen Herrchen und Frauchen schon beide ran. Und dann das doofe Schnauzending. Nicht richtig schnuppern kann man damit, nicht die anderen Hunde gescheit begrüßen. Nicht mal hecheln im Sommer. Was soll der Mist ?? Und immer an der Leine, kein Spiel mit den Kumpels, kein Bällchenholen wie all die letzten Jahre.
Ich bin ein Kampfhund !! Ich habe dann mal wissen wollen was das denn ist, ein Kampfhund.
Eine vernünftige Erklärung konnte mir keiner geben, aber ich bin das. Ich bin also was das es genaugenommen gar nicht gibt. Aber mich gibt es doch ! Ich bin es, Pitti Bullstaff, der schon 3 Jahre hier lebt und immer anständig war. Na, ja, also nicht immer zu dem Quietschigel. Darf ich deshalb gar nichts mehr ? Weil ich meinen Quietschie kaputtgemacht habe ?
Wer kann mir das denn endlich mal erklären ?? Ich bin ein Kampfhund !! Ich lebe in Deutschland/Österreich. Wie wird es weitergehen mit mir ?? Ich habe Angst.

Ich habe auch da nachgefragt: Es gibt offensichtlich eine Menge Möglichkeiten:
Beispiele:
NRW: ich kann einen Verhaltenstest machen, Herrchen und Frauchen müssen sachkundig und zuverlässig sein. Dann darf ich wieder mit meinen Kumpels spielen. Jürgen darf zwar immer noch nicht mit mir raus, aber mit Herrchen oder Frauchen darf ich mich frei bewegen. Das Ganze kostet Herrchen einige hundert Mark. Wo er doch erst für die Gehaltserhöhung gekämpft hat weil es sowieso vorne und hinten nicht reicht.
Niedersachsen: ich kann einen Wesenstest machen. Herrchen und Frauchen müssen sachkundig und zuverlässig sein. Dann darf ich weiterleben. Aber ein Leben lang mit Maulkorb und an kurzer Leine, denn ich bin ein gefährlicher Kampfhund. Herrchen kostet das über 1000 DM, daß sein “Kampfhund” der nie jemandem was getan hat, leben darf.
Hamburg: ich kann einen Wesenstest machen. Herrchen und Frauchen müssen sachkundig und zuverlässig sein. Dann müssen sie ein “berechtigtes Interesse” an mir nachweisen. Daß sie mich 3 Jahre haben und mich liebhaben reicht nicht. 3Jahre sind nicht genug zum Aufbau einer Beziehung. Frage: wie lange braucht ihr Zweibeiner denn bloß für sowas ?? Meine Leute haben ganz eindeutig eine gute Beziehung zu mir und mich gern. Aber von Amts wegen reicht das nicht. Ich werde eingezogen. Das Ganze hat Herrchen einige hundert Mark gekostet und ich bin trotzdem weg. Ich sitze jetzt in Harburg in der “Hundehalle” und warte was mit mir passiert. Wahrscheinlich werde ich getötet werden. Denn, ich bin ein Kampfhund !!
Schleswig-Holstein: Ich kann keinen Wesenstest machen. Ich habe Leinen- und Maulkorbzwang bis an mein Lebensende. Ein Schwerverbrecher !! Eben ein Kampfhund. Und, und, und. Das sind die Zweibeiner die ein geeintes Europa wollen und noch nicht mal wissen was sie mir, Pitti Bullstaff, der noch nie jemandem was getan hat, denn nun machen sollen. Denn, erinnert Euch, ich bin ja ein Kampfhund !!
Ach, wäre ich doch in Thüringen zu Hause !! Da wäre ich einfach weiter Pitti Bullstaff, der hier seit 3 Jahren wohnt und keinem was getan hat. Ich könnte mit Jürgen Bällchenspielen, mit den Kumpels toben, denn die Rasse “Kampfhund, die gibt es hier nicht. Nur den individuell gefährlichen Hund, egal welcher Rasse. Also, wer erklärt mir das jetzt ?
Verwirrte, traurige Grüße Euer Pitti Bullstaff (der nie jemandem was getan hat)

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